Stellungnahme der GAM zum 8. Mai 2015

Der 8. Mai und der ideologisch blockierte Widerstand gegen den neuen Totalitarismus


Als „Tag der Befreiung vom menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft“ (Weizäcker am 40. Jahrestag) müsste der 8. Mai eigentlich ein gesetzlicher Feier- und Gedenktag sein, um immer wieder erneut die richtigen Lehren aus dieser unsäglich leidvollen Vergangenheit wach zu halten und in ihrem Licht die aktuelle Realität zu reflektieren.

Tatsächlich hat sich in Deutschland, sowohl in West- und Ostdeutschland unter verschiedenen politischen Bedingungen als auch im wiedervereinigten Gesamtdeutschland, trotz mangelhafter Entnazifizierung, eine starke und umfassende Erinnerungskultur etabliert, welche die Verbrechen des Naziregimes klar benennt und dokumentiert sowie mit Schuldeingeständnissen und moralischen Appellen nicht spart. Damit hebt sich Deutschland wohltuend ab von der offiziellen Türkei, die den Völkermord an den Armeniern bis heute wutschnaubend leugnet, ja sogar diese Tatsachenfeststellung massiv bekämpft.

Zudem hat die vielschichtige historische Aufarbeitung der Nazi-Verbrechen zu einer nachhaltigen Ächtung und Eindämmung bzw. Marginalisierung neonazistischer Gruppen und rechtsextremistischer Gesinnungsträger geführt. Und das ist zweifellos gut so.

Weniger positiv zu bewerten ist der tendenzielle germanozentristische Autismus des Erinnerungs- und Aufarbeitungsprozesses, der gewissermaßen das „Böse“ mit dem „Deutsch-Sein“ verschmolzen und damit essentialisiert hat. In der Folgewirkung führte das zur fatalen Überschätzung der eigenen und Unterschätzung der fremdkulturellen Disposition zum Totalitären/Repressiven/Mörderischen. Zwar war die fabrikmäßige Vernichtung von Juden, Sinti und Roma, aber auch von Kriegsgefangenen, Schwerbehinderten, Widerstandskämpfern und weiteren KZ-Häftlingen eine entsetzliche Einmaligkeit des deutschen Nationalsozialismus und muss als solche auch besonders hervorgehoben werden. Aber alle anderen totalitären Wesenszüge sind transkultureller Art und basieren auf einer Synthese prämoderner Herrschaftsaspekte mit Komponenten ökonomischer, technologischer und bürokratischer Modernität. Vgl. http://www.hintergrund-verlag.de/buecher-faschismus-fundamentalismus.html

Raubkrieg, Versklavung und Ausbeutung von Kriegsgefangenen/Fremdarbeitern, Vernichtung von politisch-weltanschaulichen Feinden/Ungläubigen, Abschreckungs- und Ausrottungsterror in eroberten Gebieten, ideologische Gleichschaltung und Unterdrückung bis Ausmerzung von Abweichlern nach innen,. Folter und Vergewaltigung etc. sind nicht nazispezifisch, sondern von den Nationalsozialisten angeeignete Praktiken und herrschaftsideologische Vorbilder aus dem Arsenal der abend- und insbesondere auch der islamisch-morgenländischen Geschichte. Aktuell zeugen der bestialische Terror des „Islamischen Staates“ (IS) sowie die Eigenschaftsmerkmale der staatsislamistischen Systeme des Iran oder Saudi-Arabiens von der transkulturellen Disposition zum totalitären Antihumanismus. Was beim Blick auf die Schandtaten des „Islamischen Staates“ wie die Phänomenologie eines irrational-psychopathischen Blutrausches aussieht, lässt auf den zweiten Blick ein klar gegliedertes und normiertes Vorgehen erkennen, das sich konsequent aus den Quellen des Islam sowie der historischen Matrix der islamischen Eroberungen ableitet. D.h.: Die barbarischen und abscheulichen Taten des IS haben sehr wohl mit dem Islam zu tun. Ja, sie sind eine logische Konsequenz und strikte Umsetzung des im Islam angelegten Anweisungssystems. Dabei besteht nun wiederum die Besonderheit des IS-Terrors darin, dass seine „Kämpfer“ im Unterschied zu den Nazis mit ihren Untaten regelrecht prahlen und diese über moderne Medien reklametechnisch zur Schau stellen.

Da der germanozentristische Autismus und Essentialismus im Hinblick auf totalitäre und barbarische Herrschaftsausübung durch Wissenschaft (vergleichende Forschungen), Politik, Medien und Schulsystem nicht hinreichend korrigiert, sondern mit Hilfe zusätzlicher ideologischer Zerrbilder (Postmodernismus, Multikulturalismus, Kulturrelativismus) eher noch befeuert und zum Teil bis zum Selbsthass übersteigert wurde und wird, kam und kommt es auch deshalb zu folgenden pathologischen Verformungen, die zu überwinden vordringlichste Zukunftsaufgaben sind:

1. Zu einer Unterschätzung des Tatbestandes, dass die Konstitution des Totalitären als radikaler Antihumanismus bzw. militante Konterrevolution gegen die „kulturelle Moderne“ keine nur oder rein deutsche, sondern eine transkulturelle, insbesondere islamisch-orientale, also fremdkulturelle Erscheinung sein kann und realiter sogar in besonders ausgeprägter und aktuell bedrohlichster Form auch ist. (Das Andere/Nichtdeutsche ist eben nicht immer und a priori das Gute.)

2. Daran anschließend kam es zu einer weiteren geistig-moralischen Pervertierung, die jede Form der Kritik an nichtdeutschen bzw. nichtwestlichen Formen des Totalitären/Repressiven/Antihumanistischen als „Rassismus“ verleumdet und damit nicht nur der Verteidigung der emanzipatorischen Potenziale Europas in den Rücken fällt, sondern überhaupt erst Handlungsmöglichkeiten für echte autochthone Rechtextremisten schafft, indem sie für diese Kräfte eine scheinbare politisch-ideologische „Lücke“ anbietet.

Diese pathologische Bewegung gipfelt heute in der Verteidigung des grund- und menschenrechtswidrigen Islam und des aus ihm hervorgewachsenen neuen barbarischen Totalitarismus und offenbart damit die dialektische Selbstumkehrung von sich selbst in irreführender Weise so titulierenden „Antifaschisten“ in ebenso reale wie primitive Handlanger einer irrationalen Regressions- und Dezivilisierungsbewegung schlimmsten Ausmaßes. http://www.hintergrund-verlag.de/texte-islam-hartmut-krauss-islam-in-reinkultur-zur-antriebs-und-legitimationsgrundlage-des-islamischen-staates.html

So richtig es ist, nach wie vor den überschaubaren einheimischen Rechtsextremismus zu bekämpfen, so ist es doch aktuell und bis auf weiteres von vorzugsweiser Not-Wendigkeit, den zugewanderten und sich in Europa ausbreitenden Rechtsextremismus islamischer Herkunft als objektiv größere Gefahr einzudämmen und auszuschalten. (Gelingt Letzteres, geht übrigens dem Erstgenanntem ohnehin die Luft aus!) http://www.hintergrund-verlag.de/texte-islam-krauss-wider-den-rechtsextremismus-innerhalb-und-ausserhalb-der-islamischen-communities.html

Vordringlich ist es aber zunächst, die herrschenden Kräfte zurückzudrängen, die den Vorreitern dieser extrem reaktionären Weltanschauung Tür und Tor öffnen, Hass gegen Islamkritik versprühen, diese als „Islamophobie“ diffamieren und kriminalisieren wollen. So zum Beispiel der britische Labour-Premierminister in spe Ed Miliband: „Wir werden (Islamophobie) zu einem Verbrechen von besonderer Schwere machen. Wir werden sicherstellen, dass sie in den Polizeiakten vermerkt wird, denn wir wollen Islamophobie als ein Hassverbrechen an der Wurzel ausmerzen”(1).

Nun, wer und wie unter welchen politischen Machtbedingungen auch immer zu guter Letzt welches Hassverbrechen an der Wurzel ausmerzen wird, wird sich noch herausstellen. Angesichts latenter Mehrheitsverhältnisse ist es nicht gänzlich ausgeschlossen, dass sich auch jene Kräfte durchsetzen könnten, die - sollten sie es wirklich ernst meinen - als Antwort auf Milibands exemplarische Drohung folgende konsequente Antithese zu Protokoll geben müssten: Wir werden Islamapologetik und proislamische Kollaboration zu einem Verbrechen besonderer Schwere machen. Wir werden sicherstellen, dass sie in den Polizeiakten eines zukünftigen Regimes rekonstruiert und vermerkt wird, denn wir wollen Islamapologetik und Schüren von Hass gegen Islamkritik als Verbrechen gegen die Zukunftsinteressen einer aufgeklärten Menschheit an der Wurzel ausmerzen.

8. Mai 2015

 

 

1. Das äußerte Miliband gegenüber „The Muslim News“ http://www.muslimnews.co.uk/newspaper/top-stories/labour-to-outlaw-islamophobia-says-miliband-in-an-exclusive-interview/

 


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