Märtyrer und Jihadisten – Vorbild für Jugendliche in Österreich und Europa

Kommentar von Islam-Experten Amer Albayati

 

Deutlich sind die steigende Tendenz der sozialen Radikalisierung in islamischen Ländern, der Mangel an demokratischem Verständnis sowie politisch organisierte Versuche, Religion für politische Zwecke auszunützen, und damit vor allem auf junge Menschen durch Dogmen und leere Versprechungen Einfluss zu üben.

Gleichzeitig erlebt die Minderheit islamistischer Fundamentalisten durch ideelle und materielle Unterstützung ihre Blüte in Österreich, während die Kultusbehörde traditionelle Bräuche willkürlich als islamische Regeln anerkennt. Die Terror-Organisation Hamas kann mit Hilfe fundamentalistischer Kräfte seit Jahren viel Geld sammeln. Österreich und der Westen erleichtern durch diese Sichtweisen die Radikalisierung.
Gebetsvereine wurden nach “Märtyrern” und Jihadisten benannt oder nach verlorenen islamischen Gebieten (Al-Andalus), wie es die Muslimbruderschaft tut. Ein “Prediger” nennt christliche Österreicher öffentlich Nachkommen von Affen und Schweinen. Dennoch arbeitet er weiter mit seiner Frau in Graz ohne Qualifizierung als islamische Religionslehrer. Ein anderer bekannter “Prediger” in Wien war islamiscche Religionslehrer bei der IGGiÖ hetzte gegen Verehelichung muslimischer Männer mit Christinnen und Jüdinnen, westliche Frauen seien Huren; nannte ungestraft den Papst Narr und unwert, ein Nagel der Sandale des Propheten Mohammed zu sein. Dennoch erhält er große Geld-Hilfen zum Tag der offenen Moschee. Kürzlich sind etliche österreichische Staatsbürger offiziell der Muslimbrüder-Partei in Ägypten beigetreten.
Viele Prediger sagen, Allah, lass den Islam und Muslime siegen gegen ihre Feinde, darunter Juden und Christen, vernichte sie, verwitwe ihre Frauen und mache ihre Kinder zu Waisen.
Wenig ist über Verbreitungsgrad und Wirkung islamistischer Medien in Europa bekannt. Fest steht aber: Zahllose Portale und Websites, Fernsehsender und Zeitungen verbreiten offen radikal-islamistisches Gedankengut. Ihr Einfluss auf hier lebende Muslime wird unterschätzt; ihnen hilft die falsche Integrations-Politik und Unterstützung radikaler Islamisten durch die Parteien, die Muslime als billige Wählerstimmen sehen. Diese passive Haltung bringt für die Zukunft Österreich und Europa viele Gefahren mit sich.
Mehrere radikal-islamistische Websites aus Österreich verbreiten Hass, greifen ungehindert Andersdenkende an und verteufeln Symbole anderer Religionen vorallem christliche und Judische sind bei offizielle emfänge immer dabei.

Wir haben vieles aufgedeckt; z.B. wurde das Buch des Hasspredigers und Befürworters von Selbstmord-Attentaten und Jihadisten, Yusuf al-Qaradawi aus dem Religions-Unterricht in Schulen abgezogen.
Wir warnen eindringlich vor dieser Blindheit, der radikale und salafistische Islam wird dadurch mit offizieller Hilfe in Österreich und Europa salonfähig.

Amer Albayati (*1942 in Bagdad) ist Journalist und Islam-Experte. Er ist Mitbegründer der Initiative Liberaler Muslime Österreich (ILMÖ) und der beantragten neuen Islamischen-Europäischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IEGÖ). www.initiativeliberalermuslime.org

 

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Peter Schulze

 

Mouhanad Khorchides Dilemma

Am 20. Juli 2010 bekam Khorchide die Professur für Islamische Religionspädagogik der Universität Münster zur Ausbildung islamischer Religionslehrer. Sein Vorgänger Muhammad Sven Kalisch wurde auf Druck der Islamverbände abgesetzt, weil seine Forschungsergebnisse in eine dem Mehrheitsislam nicht genehme Richtung gingen.

Khorchide ist nun in einer Zwickmühle. Als Professor einer öffentlichen Universität muss er sich im verfassungsrechtlichen Rahmen bewegen. Seine Studenten sollen später als Islamlehrer in den Schulen einen Islamunterricht gestalten, der den jeweiligen Landesverfassungen gerecht wird. Ein unmögliches Unternehmen, weil der Islam als Amalgamierung von Religion, Ideologie, Politik, Morallehre und Recht an vielen Stellen mit dem Grundgesetz kollidiert. Karl Albrecht Schachtschneider hat in seinem Buch „Grenzen der Religionsfreiheit am Beispiel des Islam“ diesen Sachverhalt schlüssig staatsrechtlich beleuchtet. Er schreibt: „Der Islam ist mit der freiheitlichen demokratischen Grundordnung unvereinbar. Er verlangt nach dem Gottesstaat. Jede Herrschaft von Menschen über Menschen ist durch Allah befohlen. Demokratie, Gewaltenteilung, Opposition sind dem Islam wesensfremd“. Er stellt weiterhin in Frage, dass der Art. 4 des Grundgesetzes „Religionsfreiheit“ überhaupt auf den Islam zutrifft.

Khorchide, dem absolut lautere Motive zu unterstellen sind, befreit sich aus dem unauflösbaren Dilemma mit einem Trick. Er konstruiert einen Wunschislam bei dem sufistisch-mystische Wurzeln erkennbar sind. Nirgendwo in der Welt des real existierenden Islam gibt es diesen Khorchide-Islam. Historisch gesehen gab es ihn auch nie. Bassam Tibi hat Ähnliches mit der Konstruktion seines „Euro-Islam“ versucht. Sein Projekt ist gescheitert. Er musste, bevor er in die USA wechselte, zum Schluss mit Personenschutz leben, weil die islamische Orthodoxie ihn mit dem Tode bedrohte.

Khorchide geht historisch weit zurück in die Zeit der großen sufistisch-mystischen Denker. Im Hochislam wirkten die Sufis (= Mystiker) Mansur al-Halladsch (857 - 922) und Ibn al-Arabi (1165-1241). Al-Halladsch entwickelte den Begriff der „Gottesliebe“ auf der Basis des Zusammenwirkens der menschlichen und göttlichen Person. Der Mensch wurde also aufgewertet und über den Abd Allah (Sklave oder Diener Allahs) erhoben. Die Orthodoxie sah darin Gotteslästerung und ließ ihn am Galgen hinrichten (nach anderen Quellen - Kreuzigung). Al-Arabis Schriften können dahin gedeutet werden, dass Allah die Menschen nach seinem Bilde geschaffen hat, dass also jeder Mensch einen kleinen Hauch Göttlichkeit in sich trägt. Seine weitergehende Schlussfolgerung war, dass alle Religionen gleichwertig seien. Seine Schriften werden heute noch von Fundamentalisten verbrannt.

In seinen schon fast verzweifelten Versuchen, den Aspekt der Rationalität in den Islam zu bringen, lehnt sich Khorchide an den Philosophen al-Farabi (870 - 950) an. Dieser setzte ganz im Sinne Kants die Vernunft als oberste Instanz ein. Er wurde auf dem Weg nach Damaskus erschlagen. Es sollen gewöhnliche Straßenräuber gewesen sein. Die Rationalisten Ibn Sina (= Avicenna) (980 - 1037) und Ibn Ruschd = Averroës (1126 - 1198) versuchten, den Islam durch das Übernehmen der hellenistischen Philosophie - besonders Plato und Aristoteles - zu reformieren. Sie wurden alle des Kufr ( = Unglauben) angeklagt. Ihre Schriften wurden verbrannt. Averroës wurde verbannt, Avicenna wurde zeitweise in einer Burg eingekerkert.

Bassam Tibi zieht daraus ein bitteres Fazit: „... es ist eine Tragödie für die islamische Zivilisation, dass die Verbreitung des Rationalismus im Hochislam von den Ulema (islamische Schriftgelehrten) behindert wurde ...“

Als Kollege wünsche ich Herrn Khorchide viel Erfolg und alles Gute. Und dies ist nicht ironisch gemeint.

November 2012

 

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