Ronald Bilik

Apologetik und Immunisierung.
Die Manipulationsstrategien der Religionsgemeinschaften unter besonderer Berücksichtigung des Islam

Einleitung
Eine sachgerechte Islamdebatte hat eine wesentliche Voraussetzung, nämlich, dass klar über die Sache selbst gesprochen wird. Leider ist es in Österreich wie auch im Großteil Europas so, dass Religionsgemeinschaften in der Berichterstattung privilegiert behandelt werden. Ich möchte Ihnen hier darlegen, welche Strukturen in der Diskursmanipulation bereits vorhanden sind und wo Gemeinsamkeiten und Unterschiede liegen.
Die Situation bei den Religionen ist vergleichbar mit jener in der normalen Wirtschaft. Wir haben es bei den großen Religionsgemeinschaften mit regelrechten Weltkonzernen zu tun, die über die finanziellen und personellen Ressourcen verfügen, um den Rest der Menschheit effektiv zu manipulieren. Der Freidenkerbund sieht sich in der Rolle des Konsumentenschutzes und versucht über die Machenschaften, Grundlagen und Motive dieser Global Player der Transzendentalindustrie aufzuklären. Ähnlich wie der allgemein bekannte Konsumentenschutz ist die Situation vergleichbar mit dem Kampf David gegen Goliath. Im Unterschied zu diesem werden wir aber von den Medien  konsequent ignoriert bzw. sogar negativ behandelt. Ein dramatisches Beispiel hierfür ist die Berichterstattung über das Volksbegehren gegen Kirchenprivilegien. (1)
Ich werde Ihnen im Folgenden darlegen, mit welchen apologetischen Tricks operiert wird. Meine These lautet, dass der Konsument etliche der apologetischen Tricks im Falle des Islam deshalb relativ bedenkenlos zur Kenntnis nimmt, weil genau die gleichen apologetischen Muster auch von den christlichen Kirchen effektiv eingesetzt werden.
Der erste Einwand gegen die hier geäußerte Kritik bezüglich der religionsfreundlichen Berichterstattung wäre zu Recht, dass es sehr wohl Religionsgemeinschaften gibt, die man getrost als mediales Freiwild ansprechen kann. Es macht einen gewaltigen sachlichen und semantischen Unterschied, ob ich von einer Sekte oder einer eventuell sogar anerkannten Religionsgemeinschaft spreche. Es wird nicht mit gleichem Maßstab gemessen und das obwohl hinsichtlich der Sinnhaftigkeit der sogenannten Glaubenswahrheiten kaum signifikante Unterschiede zu bemerken sind.

Scientology als Benchmark
Ein markantes Beispiel für den Umgang mit einer Sekte ist Scientology. Der öffentliche und mediale Umgang mit dieser Sekte ist ein völlig anderer als mit dem Islam oder dem Christentum. In den Medien wird sowohl in Dokumentationen als auch in Talkshows kritisch über diese Sekte berichtet. Die Vorwürfe, die hier gegen die Sekte erhoben werden, lauten u. a.: perfide Abzocke der Gläubigen, systematische Gehirnwäsche und Wunsch nach Erringung der Weltherrschaft.
Der Freidenker fragt sich hier: Wo sind die Unterschiede zu den anerkannten Religionsgemeinschaften? Hier handelt es sich keineswegs in allen Fällen um Spezifika von Scientology, viele der kritisierten Praktiken und Überzeugungen gehören zum religiösen Alltagsgeschäft.
Bemerkenswert ist ferner, dass man in Bezug auf Scientology - im Gegensatz  zu anderen Religionen - nicht mit den üblichen absurden, apologetischen Täuschungsmanövern und Immunisierungsstrategien konfrontiert wird.

Das bedeutet konkret:

  • Kein Mensch nimmt Rücksicht auf die religiösen Gefühle der Scientologen.
  • Niemand behauptet bei kritikwürdigen Praktiken der Sekte „das hat nichts mit Scientology zu tun“, oder „das sind nur die Fundamentalisten, das wahre Scientologentum sieht ganz anders aus“, bzw. „man darf nicht verallgemeinern“.
  • Ebenso erdreistet sich niemand zu behaupten, dass man die Schriften von Ron Hubbard im historischen Kontext interpretieren müsse oder dass diese Texte allesamt nicht wörtlich gemeint sind.
  • Im Unterschied zur Islamkritik kann man bei der Kritik an Scientology auch sicher sein, nicht als antiamerikanischer Rassist beschimpft zu werden.

Diese Feststellungen beziehen sich nur auf die Gegenwart. In den nächsten Jahrhunderten kann sich diese Einstellung naturgemäß grundlegend ändern. Möglicherweise wird dann - in Analogie zu anderen Religionsgemeinschaften - eine Scientology-Fakultät an der Universität eingerichtet, wo eine liberale und aufgeklärte Variante von Scientology unterrichtet wird. Auch wäre denkbar, dass bei Kritikern der Sekte in Hinkunft eine Diffamierung als „scientophob“ erfolgt.

Die Apologetik anerkannter Religionsgemeinschaften

Christentum
Eine völlig andere Situation liegt bei staatlich anerkannten Religionsgemeinschaften wie z. B. der Katholischen Kirche vor.
Hier existieren umfangreiche Netzwerke der Manipulation wie staatlich finanzierter Religionsunterricht und ebenso finanzierte Theologische Fakultäten. In den Gremien der maßgeblichen Medien wird kirchenfreundliche Berichterstattung angeordnet. (2)
Im Bereich der Apologetik und Immunisierung sind drei Ebenen zu unterscheiden: Die emotionale Ebene, die juristische Ebene und die flächendeckende Desinformation.

a) Emotionale Ebene:
Hierbei werden die verletzten religiösen Gefühle als Argumentersatz ins Treffen geführt. Das bedeutet: dem subjektiven Empfinden wird ein höherer Wert zugemessen als der sachlichen Evidenz. Mit dieser Immunisierungsstrategie werden meistens all jene Argumente abgeblockt, die zu fundiert sind, um widerlegt werden zu können.
Auf der emotionalen Ebene wird aber nicht nur defensiv, sondern auch offensiv argumentiert. So etwa ist der Hinweis auf die religiöse Wertevermittlung ein emotional hochbesetztes Standardargument religiöser Apologetik.
Üblicherweise findet sich diese Argumentationsfigur im Zusammenhang mit der Verteidigung des staatlich finanzierten Religionsunterrichtes. Unter Hinweis auf das sogenannte Böckenförde Diktum (Der säkulare Staat kann sich seine Werte nicht selbst geben) wird der fehlerhafte Schluss gezogen, dass diese Wertevermittlung folglich eine Aufgabe der Religionen darstelle. (3)
Welche Werte in diesen Religionsgemeinschaften tatsächlich vertreten werden, offenbart deren weitere Argumentationslinie. Sowie von den säkularen Verbänden bei öffentlichen Debatten die Frage gestellt wird, warum der Religionsunterricht vom Staat finanziert werden soll, bekommt man sowohl von christlicher als auch islamischer Seite folgende Standardantwort:

Wenn der Staat seine Kontrolle über unseren Religionsunterricht aufgibt, dann besteht die dringende Gefahr, dass dieser in die Hände der Fundamentalisten fällt.
Diese Antwort zeigt folgendes:

  • Es gibt in diesen Organisationen eine beachtliche Anzahl von Fundamentalisten.
  • Jene Religionsgemeinschaften, die sich anmaßen, dem Staat Werte zu vermitteln, werden in Wirklichkeit von Menschen organisiert, welche die Werte des Staates ablehnen.
  • Die sogenannten liberalen Kräfte können die fundamentalistischen Kräfte offenbar nicht mit Argumenten widerlegen. Dies ist leicht erklärbar, da sich Fundamentalisten per definitionem an ihren Fundamenten orientieren und daher auch die Heiligen Texte wörtlich interpretieren. Demgegenüber haben moderne Interpretationen mit ihrer oftmals haarsträubenden Um- und Fehlinterpretation hinsichtlich der Überzeugungskraft ihrer Argumentation einen deutlich schwereren Stand.
  • Genau diese Religionsgemeinschaften benötigen den Staat, dem Sie Nachhilfeunterricht in Sachen Ethik geben wollen, um sich selbst und die Gesellschaft vor ihren eigenen Fundamentalisten zu schützen.

Es sei abschließend angemerkt, dass die Aussage: „Wenn der Staat uns nicht bezahlt, dann passiert etwas“, sehr an die Schutzgeldpolitik der Mafia erinnert.

b) Juristische Ebene:
Religionsgemeinschaften werden durch sogenannte „Blasphemieparagraphen“(4), geschützt, welche die „Herabwürdigung des Glaubens“ unter Strafe stellen. In Österreich ist dies der § 188 StGB, in Deutschland der § 166 StGB.
Prominente Opfer dieser Bestimmungen sind u. a. Karl Heinz Deschner und Michael Schmidt-Salomon.(5)
Juristischer Hintergrund dieser Gesetze ist die Erhaltung des öffentlichen Friedens (Deutschland) bzw. die Vermeidung der Erregung eines berechtigten Ärgernisses (Österreich). Daher ist es in der Regel rechtlich unerheblich, ob der behauptete Sachverhalt richtig und belegbar ist.
Im Bereich des Islam ist hier in erster Linie die Verurteilung von Susanne Winter zu nennen: Die Aussage, dass der Prophet heutzutage als Kinderschänder bezeichnet werden würde, erfüllte nach Ansicht des Gerichtes den Tatbestand der Herabwürdigung gemäß § 188 StGB.
Kritikwürdig erscheint hier, dass das Gesetz evidenzbasierte Aussagen unter Strafe stellt und Gruppen mit problematischen Idolen schützt. Der Freidenkerbund kritisiert dieses Gesetz und fordert schon seit langem dessen Abschaffung. Allerdings muss dem Gesetzgeber in einem Punkt Lob ausgesprochen werden: Da hier untersagt wird, wahrheitsgemäße Aussagen zu tätigen, die Religionsgemeinschaften zur Störung des öffentlichen Friedens bewegen können, ist es offensichtlich, dass der Gesetzgeber das Gewaltpotential dieser Gruppen realistisch einschätzt.


c) Ebene der Desinformation
In den Medien existiert ansatzweise eine Form der Kirchenkritik, wenn auch in sehr milder Form. Der Grundtenor lautet hier: Das Problem ist nicht die Kirche an sich, sondern die Fundamentalisten. Es mangelt aber an jeglicher Religionskritik. Das bedeutet: Man wird kaum einen Beitrag finden, wo das Christentum an sich kritisiert wird. Die übliche Argumentationslinie lautet hier: Diese Handlung in der Kirche oder der Kirchengeschichte war zwar falsch, das Grundwesen des Christentums ist aber gut. Anders formuliert: egal was passiert, es gilt die Regel: „Das hat nichts mit dem Christentum zu tun!“
Genau das gleiche Muster tritt uns beim Islam entgegen, wobei der inflationär gebrauchte Satz: „Das hat nichts mit dem Islam zu tun“ schon fast ein geflügeltes Wort geworden ist.(6)
Das Grundschema ist folgendes: Alle positiv bewerteten kulturellen Leistungen werden mit der Religion in Verbindung gesetzt bzw. als deren Produkt bezeichnet. Alle Handlungen und „Kulturleistungen“, welche nach heutiger Auffassung als negativ zu bewerten sind, fallen in die Kategorie: „Das hat nichts mit der Religion zu tun“
Ein typischer Satz zur Negierung kirchlicher Verantwortung, der bei der Inquisition, den Kreuzzügen, der Hexenverfolgung oder einem der zahlreichen Religionskriege zitiert wird, lautet: „Die Religion wurde hier nur missbraucht“.
Abgesehen davon, dass etliche dieser Handlungen eindeutig religiös motiviert waren, muss man rein pragmatisch festhalten: Religionen, die sich so leicht missbrauchen lassen, haben damit den Beweis erbracht, dass sie unbrauchbar sind.
Mit derartigen apologetischen Tricks kann grundsätzlich jede Ideologie reingewaschen werden, da es in jeder Glaubensgemeinschaft einer transzendental orientierten oder politischen Religion Auffassungsunterschiede gibt. Und in jeder dieser Gruppen gibt es auch Menschen, die besser sind, als es ihre offizielle Ideologie erlaubt. Es ist aber unstatthaft, aus diesen Einzelfällen ein Schutzschild für gefährliche Ideologien zu konstruieren. Derartige Ideologien sollten vielmehr nach ihren „Heiligen“ Texten, den Aussagen ihrer Führer und der Handlungen der Mehrheit ihrer Anhänger beurteilt werden.

d) Nebel um historische Grundlagen und das Verschweigen von Tatsachen durch semantische Tricks

Das Christentum ist geradezu Weltmeister darin, die eigene Heilige Schrift zu glorifizieren. Das geschieht u. a. durch extrem selektive Textauswahl, ein Beispiel: Jeder Christ wird die Bergpredigt zitieren und die Nächstenliebe, alle Stellen in den Evangelien, die genau das Gegenteil dieser ethischen Ideale fordern, werden ignoriert.(7)
Ein in zweifacher Hinsicht aufschlussreiches Beispiel für manipulative Berichterstattung ist der Terrorist und Massenmörder Anders Breivik.
Breivik hat sich eine eigene Ideologie gestrickt, die christliches Gedankengut mit nordischer Mythologie kombiniert. Er sieht sich als Kreuzritter und Verteidiger des christlichen Abendlandes gegen Multikulti und Islam. (8)
Robert Ziegler, Vize-Chefredakteur des Landesstudios Niederösterreich, Betriebsrat und ORF-Stiftungsrat, hatte seine Kolleginnen per internem Rundmail ersucht, den Attentäter von Oslo nicht als „christlich“, sondern als „rechtsextrem“ zu bezeichnen. (9)
Der Fall Anders Breivik ist auch deshalb so signifikant, weil den Konsumenten die Zustände in Norwegen verschwiegen wurden. Bezeichnenderweise wurde versucht, den Islamkritikern die Schuld für die Tat zuzuweisen. In Wirklichkeit hat Skandinavien ein massives - aber weitgehend totgeschwiegenes - Islam-Problem:
Ein Großteil der Vergewaltigungen wird von Muslimen begangen(10), Norwegen hat darüber hinaus ein massives Problem mit islamischer Homophobie.(11) Ebenso ist es politisch inkorrekt, auf die zahlreichen, islamisch dominierten No-Go-Areas hinzuweisen.(12) Ganz ähnlich verhält es sich mit dem grassierenden islamischen Antisemitismus.(13)

Islam (14)
Das Grundmuster der islamischen Apologetik lautet: Kritik = Diskriminierung. Da die Evidenz in vielen Fällen - ähnlich wie beim Christentum - eindeutig ist, werden emotionale und rhetorische Tricks eingesetzt, um den Konsumenten genau diese sachliche Evidenz vorzuenthalten.
a) Emotionale Ebene
Vorwurf der Rechtslastigkeit
Sowie ein Islamkritiker Sachargumente vorlegt, wird meistens mit dem Vorwurf der Rechtslastigkeit ein emotionaler Abwehrschirm aufgebaut. Das Motto lautet hier: der Autor oder das Medium sind rechtslastig, daher ist diese Behauptung sachlich irrelevant. Auf der einen Seite stellt es eine bedenkenswerte Tatsache dar, dass durch die in den Mainstream-Medien geübte Zensur etliche essentielle Nachrichten nur in Medien zu finden sind, bei denen der Vorwurf der Rechtslastigkeit nicht von der Hand gewiesen werden kann. Ungeachtet dieser Fragestellung bleibt es aber für die Diskussion essentiell, ob der behauptete Sachverhalt richtig ist oder nicht. Mit dieser modifizierten Nazikeule wird aber genau diese Frage in den Hintergrund gedrängt. Das Thema ist somit nicht mehr der geschilderte Sachverhalt, sondern die politische Voreingenommenheit des Mediums.

Vorwurf der Islamophobie
Ein beliebtes Mittel der Diffamierung ist ferner der Vorwurf der Islamophobie. Diese Bezeichnung ist in zweifacher Hinsicht irreführend: Zum einen wird der Kritiker als Phobiker diffamiert, und damit (da Phobien irrationale Ängste darstellen) als psychisch krank abgestempelt. Zum anderen wird mit diesem Hinweis auf irrationale Ängste suggeriert, dass es keinen rationalen Grund gibt, vor dem Islam Angst zu haben. Die Botschaft lautet: Es gibt kein Islamproblem!

b) Rechtliche Ebene
Der Begriff der Islamophobie (Islamophobie wird bezeichnenderweise von den Agitatoren als die schlimmste Form des Terrorismus bezeichnet), spielt eine entscheidende Rolle bei der Propaganda der OIC (Organisation für Islamische Zusammenarbeit). Ziel der dort initiierten Kampagnen gegen „Islamophobie“ ist es, jegliche Kritik am Islam und jegliche Aktivität, die den Islam in einem schlechten Licht darstellen könnte, zu beenden. Eine Schlüsseltaktik des Projekts besteht darin, den Eindruck zu erwecken, dass „Islamophobie“ grassierend und außer Kontrolle geraten und dass eine Intervention der Regierungen dringend notwendig sei. Bereits 2007 wurde deshalb im UN-Menschenrechtsrat eine Resolution für das Verbot der Diffamierung von Religion angenommen.(15)

c) Ebene der Desinformation
Folgende Standardphrasen mit irreführenden Behauptungen werden permanent im Diskurs der Manipulation und Verschleierung eingesetzt:

„Der Islam ist eine Religion“
Hier hat man das säkularisierte, europäische Christentum im Auge, wo Religion in erster Linie spirituell und metaphysisch interpretiert wird. Der Islam hingegen stellt eine totalitäre Weltanschauung dar, die alle Bereiche des menschlichen Lebens umfasst (s. u.). Genau diese Totalität führt auch zu den sogenannten Integrationsproblemen, die in Wirklichkeit keine ethnischen, sondern ideologische Ursachen haben.

„Das hat nichts mit dem Islam zu tun“
Mit dieser permanent wiederholten Behauptung wird versucht, alle negativen oder problematischen Aspekte als nichtreligiös zu identifizieren. Üblicherweise spricht der Apologet dann von kulturellen Ursachen. Die (Selbst-)Täuschung dieser Behauptung liegt im Ignorieren der Tatsache, dass genau diese Kulturen aber massiv von der islamischen Ideologie geprägt sind.
Der Islam ist eine ganzheitliche Weltanschauung, die alle Bereiche des menschlichen Lebens regelt. Über die Einhaltung wacht der allmächtige „Big Brother“; wer nicht gehorcht und die Gebote Allahs bricht, hat ein massives postmortales Problem. Alle in einer islamischen Gesellschaft gelebten Praktiken haben daher von Haus aus „mit dem Islam zu tun“, zumindest in dem Sinne, dass sie als islamkonform betrachtet werden.

„Den Islam gibt es nicht“
Dieser rhetorische Trick wird auch Differenzierungsmasche genannt. Mit dem Hinweis, dass alle Zuweisungen zu pauschal sind, wird Differenzierung eingefordert. In der Praxis heißt es dann: „die sind doch nicht alle so“, „das sind nur unzulässige Verallgemeinerungen“ etc. Zur Widerlegung wird dann auf sogenannte Vorzeigemuslime hingewiesen, womit „bewiesen“ wird, dass eine Differenzierung dringend erforderlich ist. Dieser Hinweis auf die Differenzierung ist nicht ganz unberechtigt, weil in jeder weltanschaulichen Gruppe Differenzen bestehen. Die Methodik erinnert an den Hinweis auf den „guten Nazi“, der nie etwas Böses wollte und sich niemals an kriminellen Handlungen beteiligt hat. Mit dem Hinweis auf positive Ausnahmen lässt sich jede Ideologie legitimieren.
Bei allen Differenzen gibt es aber bei allen Ideologien Gemeinsamkeiten und Übereinstimmungen, die sehr wohl zu allgemeinen Aussagen berechtigen. Genau die Leugnung dieses Mainstream-Islam gehört zu den tragenden Säulen der Islamapologetik. Einige Zahlen mögen dies verdeutlichen: (16)
Eine 2007 in Großbritannien durchgeführte Umfrage ergab, dass 36% der Muslime für die Todesstrafe bei Apostaten eintreten. 37% möchten lieber unter der Scharia, als unter dem weltlichen Gesetz leben.
Die 2007 erschienene Studie „Muslime in Deutschland“ erbrachte das Ergebnis, dass nur 18,8% der Muslime als gering religiös bezeichnet werden können. Vier Fünftel sind der Kategorie fundamentalistisch religiös zuzurechnen, wobei hier mittels sprachlicher Aufgliederung, (fundamental orientiert, orthodox religiös, und traditionell konservativ) der Aussage die semantische Schärfe genommen wird. 46,7% stimmten der Aussage zu: „Die Befolgung der Gebote meiner Religion ist für mich wichtiger als die Demokratie“.
Ähnliche Zahlen liegen auch für Österreich vor: Laut der Studie „Integration in Österreich“ von 2009 stimmten dieser Aussage 72% der türkischstämmigen Muslime zu.

„Kritik am Islam ist Kritik an allen Muslimen“
Mit dieser unzulässigen Gleichsetzung von Islam und Muslime wird der Islamkritiker als Rassist diffamiert. In der seriösen Islamkritik wird aber sehr wohl zwischen der Ideologie und den Menschen differenziert. Dies ist auch obligatorisch, da grundsätzlich jeder Mensch, der einen muslimischen Vater hat, als Moslem betrachtet wird. Die einzige Möglichkeit wäre der offizielle Austritt aus dem Islam, der aber mit massiven Sanktionen bis hin zur Todesstrafe geahndet wird. Unter diesen Umständen ist es verständlich, dass viele Menschen, die in diese Religion hineingeboren wurden, diese auch nicht verlassen, obwohl sie in keiner Weise die Glaubenswahrheiten des Islam akzeptieren. Leider ist es eine bedauerliche Tatsache, dass sogar etliche Wissenschafter nicht in der Lage sind, zwischen Ideologiekritik und Rassismus zu differenzieren.

„Islamkritik ist rechtslastig“
Es ist zwar richtig, dass Islamkritik von rechtsextremen Gruppen missbraucht wird, die damit suggerierte Rechts-Links-Achse (Islamkritik ist rechts, Islamverteidigung ist links) stellt einen Propagandatrick dar, der an Dreistigkeit kaum zu überbieten ist. Auch im linken Lager gibt es genügend Menschen, welche dem Islam kritisch gegenüberstehen, ihre Kritik bleibt aber weitgehend ungehört, da in diversen politischen Organisationen Maulkorberlässe existieren, bzw. weil die Medien nichts über die nicht-rechte Islamkritik berichten. Diese Veranstaltung ist der beste Beweis für diese These. Obwohl alle Redaktionen informiert worden sind, war kein einziger Medienvertreter anwesend. Besonders infam ist diese Links-Rechtsachse deshalb, weil der Islam eine durch und durch rechte Herrschaftsideologie darstellt. Um es auf den Punkt zu bringen: Jeder, der diese reaktionäre Ideologie verteidigt, sollte zumindest den Anstand besitzen und sich nicht länger als „links“ deklarieren.

d) Nebel um historische Grundlagen:
In der Islamapologetik wird immer wieder versucht, den Koran als friedliches und tolerantes Buch zu präsentieren. Gerade zwei Koranzitate erfreuen sich hierbei großer Beliebtheit:
So der Verweis auf Sure 5:34 „Das Töten eines Menschen ist im Islam wie das Töten der gesamten Menschheit.“
Man bezieht sich dabei durch unvollständiges Zitieren auf einen Vers, der aber das Töten gerade nicht verbietet, sondern unter bestimmten Voraussetzungen sogar ausdrücklich erlaubt:
„Aus diesem Grunde haben Wir den Kindern Israels vorgeschrieben: Wer ein menschliches Wesen tötet, ohne dass es einen Mord begangen oder auf der Erde Unheil gestiftet hat, so ist es, als ob er alle Menschen getötet hätte.“
Klarer wird die Sache dann im nächsten Vers 5:35:
„Der Lohn derjenigen, die Krieg führen gegen Allah und Seinen Gesandten und sich bemühen, auf der Erde Unheil zu stiften, ist indessen der, dass sie allesamt getötet oder gekreuzigt werden, oder dass ihnen Hände und Füße wechselseitig abgehackt werden, oder dass sie aus dem Land verbannt werden. Das ist für sie eine Schande im Diesseits, und im Jenseits gibt es für sie gewaltige Strafe.“

Sure 2:256: Es sei kein Zwang im Glauben.
Dieser Satz bezieht sich aber in keiner Weise auf die Toleranz gegenüber anderen Religionen(17):
Der Passus soll demnach nicht besagen, dass man niemanden zum Glauben zwingen darf (wie nach der üblichen Deutung), sondern dass man niemand dazu zwingen kann; das heißt, er predigt nicht Toleranz, sondern weist darauf hin, dass der Bekehrungseifer des Propheten infolge der menschlichen Verstocktheit weitgehend zur Erfolglosigkeit verurteilt ist.” (18)
Angesichts der Tatsache, dass von Teilen der Islamapologetik die Forderung erhoben wird, dass nur Theologen mit Arabisch-Kenntnissen befugt sind, den Koran zu interpretieren, sei hier ein Mann zitiert, der diesen Anforderungen völlig entspricht. Die folgende Fatwa stammt von dem Rechtsgutachter Scheich Saleh al-Fawsan - er ist überdies Mitglied des Vorstands der muslimischen Gelehrten Saudi-Arabiens:(19)

Fatwa zur Frage der Religionsfreiheit: „Es gibt keinen Zwang im Glauben“ (Sure 2, 256)

Frage:„Wir hören neuerdings öfter die Aussage: ‚Der Islam garantiert Glaubensfreiheit‘. Diejenigen, die das behaupten, beziehen sich dabei auf den Koranvers ‚Es gibt keinen Zwang im Glauben‘ (Sure 2, 256). Nun, stimmt diese Behauptung?“
Antwort:„Das ist eine Lüge, die Allah zugeschrieben wird. Der Islam hat nicht die Glaubensfreiheit verkündigt. Der Islam verkündigte das Verbot des Polytheismus und Unglaubens und schrieb den Kampf gegen die Polytheisten vor. Falls der Islam die Glaubensfreiheit verkündigt hätte, hätte die Menschheit weder die Sendung der Gesandten, noch die Herabsendung der Bücher [der Offenbarungen] benötigt. Die Menschheit hätte weder [die Anweisung zum] Djihad noch zum Kampf nach Allahs Willen benötigt. Wenn dem so wäre, könnte jeder leben, wie er wollte, jeder wäre frei. Nein, ganz im Gegenteil sagt Allah: ‚Und Ich habe die Dschinn und die Menschen nur darum erschaffen, damit sie Mir dienen‘ (Sure 51, 56). Allah sagte nicht, dass jeder nach seinem [eigenen] Willen leben dürfe, sondern ‚... nur, damit sie Mir dienen.‘
Allah sagte auch: ‚Und kämpft gegen sie, bis es keine Verwirrung [mehr] gibt und die Religion Allah gehört‘ (Sure 2, 192). Derjenige, der sich weigert, Allah anzubeten, wird bekämpft. Er darf nicht sich selbst überlassen werden, sondern muss solange bekämpft werden, bis er entweder zur Religion [des Islam] zurückkehrt oder getötet wird.
Der Islam hat nicht die Glaubensfreiheit der falschen [wörtlich: ungläubigen] Religionen verkündigt. Dies ist eine Lüge, die Allah zugeschrieben wird. Allah sendet die Bücher herab, sendet die Gesandten, schreibt den Djihad vor und schreibt die Bestrafungsmethoden und die Strafen vor, um die Menschen vor dem falschen Glauben und dem korrupten Denken zu schützen. Allah möchte die Menschen auf diese Weise schützen, weil sie Allahs Knechte sind. Deshalb müssen die Menschen lediglich Allah allein anbeten, ohne ihm etwas beizugesellen [etwas anderes neben ihm zu verehren]. Andernfalls müssen die abschreckenden Strafen vollzogen werden; also die Strafen, die Allah vorgeschrieben hat.
Die Aussage Allahs ‚Es gibt keinen Zwang in der Religion‘ meint keine Meinungsfreiheit, sondern, dass dieser Koranvers nicht die Menschen zwingen kann, an die Religion [des Islam] im Herzen zu glauben. Dies kann nur Allah bewirken: ‚...du kannst dem den Weg nicht weisen, den du liebst; Allah aber weist dem den Weg, dem Er will‘ (Sure 28, 56). Nur Allah kann die Herzen rechtleiten. Dies kann nicht durch Zwang geschehen, sondern nur durch freien Willen. Wir kämpfen jedoch gegen die Ungläubigen und die Polytheisten, denn Allah hat uns das vorgeschrieben. Wir laden zum Guten ein und verbieten das Unrecht. Wir erklären das und sagen nicht ‚Es gibt keinen Zwang in der Religion‘.
Wir zwingen die Menschen nicht zum Glauben, aber wir bestrafen denjenigen, der die Religion [des Islam] verlassen hat. Wer aber seinen Unglauben im Herzen versteckt, der wird Allah überlassen. Nur Allah kann solche Menschen [die rein äußerlich den Gesetzen des Islam folgen] besiegen. Dies ist die Bedeutung des Verses ‚Es gibt keinen Zwang in der Religion‘. Allah sagt: ‚Du kannst dem den Weg nicht weisen, den du liebst; Allah aber weist dem den Weg, dem Er will‘ (Sure 28, 56).
Wer sagt: ‚Es gibt keinen Zwang in der Religion‘ sagt ebenfalls: ‚Und kämpft gegen sie, bis es keine Verwirrung [mehr] gibt und die Religion Allah gehört.‘ (Sure 2, 192). Also, warum nennen Sie einen Koranvers und übersehen einen anderen?“
Fazit:
Dieser kleine und bei weitem nicht vollständige Überblick zur Apologetik und zu den Immunisierungsstrategien sollte das Auge und die Ohren schärfen für die Manipulationsstrategien der religiösen Global Player. Diese Aufklärung gehört zu den Kernaufgaben des Freidenkerbundes, und sie hat auch nichts mit Diskriminierung zu tun. Unsinn sollte offen als Unsinn deklariert werden, unabhängig davon, ob damit religiöse Gefühle verletzt werden. Dies ist eben keine Diskriminierung, sondern vielmehr ein Akt der intellektuellen Redlichkeit.


1. Z. B.: Mt.15,3; vgl. auch Lk. 14, 26.

2. Zur Analyse von Breviks Ideologie: H. Krauss, Al Qaida für Christen und Antimarxisten. Anders Breivik und die reaktiven Folgen des 11. September 2001 (http://www.hintergrund-verlag.de/texte-stellungnahmen-al-qaida-fuer-christen-und-antimarxisten-anders-breivik-und-die%20reaktiven-folgen.des%2011.-september-2001.html).

5. Fjordman: Kulturell bereicherte Homophobie in Oslo, http://europenews.dk/de/node/26871

6. Sweden no go areas for firemen. interview ,http://www.youtube.com/watch?v=yw6c0JLnOt4Multikulti gescheitert in Schweden? No Go Areas in Schweden, http://www.youtube.com/watch?v=XArALQRNeMk, ‚No-Go‘ Bezirke für Nicht-Muslime werden in Europa zur „Besatzung ohne Panzer oder Soldaten“, http://criticomblog.wordpress.com/2012/01/19/europaische-no-go-viertel-fur-nicht-muslime-werden-zur-besatzung-ohne-panzer-oder-soldaten/

8. Die hier gebotene Darstellung orientiert sich in erster Linie an der Analyse von Hartmut Krauss, Kritische Islamanalyse zwischen öffentlicher Diskursverwirrung und apologetischer Diffamierungsoffensive. Eine grundsätzliche Stellungnahme jenseits fremdenfeindlicher Problemausbeutung und reaktionärer Islamophilie, in: Hartmut Krauss (Hrsg.) Feindbild Islamkritik. Wenn die Grenzen zur Verzerrung und Diffamierung überschritten werden. HINTERGRUND-Verlag Osnabrück 2010, 39-100.

9. http://de.wikipedia.org/wiki/Organisation_f%C3%BCr_Islamische_Zusammenarbeit .Das Konzept wurde mittlerweile fallengelassen: http://www.humanrights.ch/de/Instrumente/Nachrichten/Diverse_Gremien/idart_6794-content.html

10. Quellenachweise bei Krauss, a.a.O., S. 63.

11. „Im praktizierten Glauben gibt es keinen Zwang“. „Das Thema der Duldung anderer Religionen wird in Sure 2, Vers 256 gar nicht angesprochen.“ (T. Nagel, Islam, WVA-Verlag Skulima, Westhofen, 2001, S. 152.

12. (Digitale Bibliothek: R. Paret, Der Koran, Kommentar zu Sure 2, S. 1212, Verlag W. Kohlhammer).

13. http://www.islaminstitut.de/Anzeigen-von-Fatawa.43+M518b0ca8598.0.html

14. S. hierzu: FreidenkerIn 2/2013

15. http://diepresse.com/home/meinung/gastkommentar/723078/Wenn-der-Schein-die-Mittel-heiligt

16. Zur Analyse und Kritik: Hartmut Kreß, Das Böckenförde-Diktum - im modernen Pluralismus noch tragfähig?, in: Humanismus aktuell, 22, 2008, Humanismus und „Böckenförde-Diktum“ 7-19.

17. Zur Begründung für die sachliche Unhaltbarkeit dieser Bezeichnung: W. Ziegelbauer, freidenkerIn 1/12, 4-9 mit umfassender juristischer Erläuterung der diversen Aspekte dieser Bestimmungen.

18. K. H. Deschner, Die beleidigte Kirche: Oder: Wer stört den öffentlichen Frieden? Gutachten im Bochumer § 166-Prozess: Gutachten im Bochumer § 166-Prozeß , Ahriman-Verlag 1986.

19. Satirische Behandlung: Christoph Spielberger, Der Islam hat mit dem Islam nichts zu tun. http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/der_islam_hat_mit_dem_islam_nichts_zu_tun/. Die Unsinnigkeit der apologetischen Phrase am Beispiel des Ehrenmordes: Hartmut Krauss, Ehrenmorde haben sehr wohl mit dem Islam zu tun. Gegen die ideologisch-apologetische Entislamisierung von Straftaten mit spezifisch-muslimischem Täterhintergrund. http://www.hintergrund-verlag.de/texte-islam-krauss-ehrenmorde-haben-sehr-wohl-mit-dem-islam-zu-tun.html

 


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